15 Jahre Seligsprechung Franz Jägerstätters

Er starb für die Würde der menschlichen Person

Franz Jägerstätter war ein Mensch, der alles genau wissen wollte, deshalb fuhr er 1938 nach Öffnung der Grenze nach Bayern hinüber und befragte Menschen nach ihren Erfahrungen mit dem Nationalsozialisten und war ein interessierter Leser. Er nahm es auch mit den Konsequenzen des Glaubens genau und sah es als persönliche Schuld an dafür zu kämpfen, dass Hitler die ganze Welt regieren könne. Er wurde geprägt und gehalten durch seine Frau Franziska und die Bibel, die er durch sie entdeckt hatte.

Seine Spiritualität war gekennzeichnet von tiefer eucharistischer Frömmigkeit; er schrieb aus dem Gefängnis, dass er gerne 100 km zu Fuß gehen würde um eine heilige Messe mitfeiern zu können. Franz Jägerstätter wird nicht selten als Anfrage, ja sogar als Anklage gegen ehemalige Soldaten der Deutschen Wehrmacht gesehen.

De facto war er der, der angefragt wurde und der seine Haltung rechtfertigen musste, vor seiner Frau, vor befreundeten Priestern, vor Bischof Fließer.  Er war von der höchsten Gerichtsinstanz der Wehrmacht eines Verbrechens angeklagt und wurde zum Tod verurteilt und hingerichtet.

Persönliche Bemerkungen zur Seligsprechung von der Biografin Frau Dr. Putz 

Bei der Übergabe meiner hektografierten Biografie Franz Jägerstätters an Generalvikar Josef Ahammer meinte ich, dass wir dessen Seligsprechung vielleicht noch erleben würden. Jahrelang war die Bitte um Seligsprechung dieses Mannes  vor allem aus dem Ausland an Bischof Maximilian herangetragen worden. Hierzulande fürchtete man Äußerungen von ehemaligen Soldaten der Deutschen Wehrmacht wie: „Hättet ihr es uns doch gleich gesagt, dass es gescheiter ist, nicht zu kämpfen.“ 

Bischof Maximilian bereitete umsichtig den Boden für eine solche Würdigung des Mesners aus St. Radegund vor, u. a. durch eine Kommission mit mehreren Professoren seiner theologischen Hochschule. Einige waren aus Rücksicht auf die ehemaligen Soldaten für ein Hinausschieben der Angelegenheit. Auch theologische Gegenargumente wurden vorgebracht: Wenn Jägerstätter aufgrund der Verteidigung des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes getötet worden wäre, wäre er ein Märtyrer, aber doch nicht wegen seines Einsatzes für Gerechtigkeit. Die Stellungnahme von Manfred Scheuer in dieser Frage war der Wendepunkt in den Diskussionen, worauf hin 2001 das Verfahren in der Diözese beendet wurde, die Akten versiegelt und an den römischen Anwalt übergeben.

In der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen in Rom gab es nochmals heftige Auseinandersetzungen in diesem Fall. Es ging um die Frage ob der NS- Staat Franz aus Glaubenshass getötet habe. In der Kardinalskommission gab es im März 2007 ein 9 : 2 Votum für die Anerkennung des Todes als Martyrium und damit für die Seligsprechung.  Am 26. Oktober 2007, dem österreichischen Nationalfeiertag fand im Linzer Mariendom die feierliche Aufnahme Franz Jägerstätters in den Kanon der Seligen und Heiligen der katholischen Kirche statt. Kardinal José Saravia Martins stand der Feier vor. Franziska Jägerstätter lebte durch die Seligsprechung auf und hatte anschließend noch fünf gute Jahre. 

Der damalige Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer lud anschließend zu einem festlichen Empfang in den Steinernen Saal des Landhauses. Die Feiern gingen am nächsten Tag weiter mit einer Vigil in der Pfarrkirche Ostermiething in der Teilnehmer in vier Sprachen die Bedeutung Jägerstätters für ihren Bereich vorbrachten.

 

Wer war Franz Jägerstätter?

Franz Jägerstätter wurde am 20. Mai 1907 in St. Radegund (Oberösterreich) geboren und am 21. Mai in seiner Heimatkirche getauft. 1936 heiratete er Franziska Schwaninger. Als die Nationalsozialisten 1938 in Österreich die Macht übernahmen, verweigerte er jede Zusammenarbeit. Nach zweimaliger Einberufung folgte er schließlich am 1. März 1943 einer neuerlichen Einberufung und erklärte der Militärbehörde, dass er aufgrund seines religiösen Gewissens und gemäß des Gebotes der Gottes- und Nächstenliebe den Wehrdienst mit der Waffe ablehne, da „man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen“. Obwohl er sich für den Sanitätsdienst angeboten hatte, wurde er wegen Wehrkraftzersetzung in Berlin zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel enthauptet. Am 26. Oktober 2007 wurde er im Mariendom zu Linz in das Verzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Kirche aufgenommen.

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