Anna Hackl – die große Lebensretterin

Eine Zeitzeugin erzählt

Aus der Geschichte lernen, von Menschen, die sie erlebt haben. Einer dieser Menschen ist die Zeitzeugin Anna Hackl. Mit knapp 92 Jahren ist sie noch immer aktiv unterwegs, trifft viele Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, um ihnen die Ereignisse der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd“, die sie selber erlebt hat, zu vermitteln.

Ich werde so lange ich kann weiter­machen, und mich ­als Zeitzeugin zur Verfügung stellen, denn es ist wichtig, dass dieser fürchter­liche Teil der Geschichte den jungen Leuten vermittelt wird! –

Anna Hackl

Die mutige Geschichte von Anna Hackl

Anna Hackl, geborene Anna Langthaler, wuchs mit ihren 8 Geschwistern auf einem Bauernhof in der Nähe des KZ Mauthausens auf. Landesobmann LH a.D. Dr. Josef Pühringer traf sich zu einem Gespräch mit ihr und erzählt nun die beeindruckende Geschichte.  

2. Februar 1945. Zwei Ukrainer – Michael und Nikolei – schafften das Unmögliche und brachen aus dem KZ Mauthausen aus. Am 3. Februar fanden sie Unterschlupf am Hof der Familie Langthaler. Eines Tages, als die Familie am Weg zur Kirche war, merkten sie, dass die SS Schergen ausgezogen waren, um in den Häusern – auch im Bauernhof Langthaler – nach Geflüchteten aus dem KZ Mauthausen zu suchen. Die Familie beschloss, dass Anna sofort umkehren solle, um zu Hause Michael und Nikolei in Sicherheit zu bringen. Eine gefährliche Aufgabe, vor allem für ein knapp 14-jähriges Mädchen. 

Als die SS Schergen am Hof eintrafen, bestritt Anna, dass jemand im Hause sei und stand ungeheure Ängste durch, während die SSler mit ihren Hunden das Haus durchkämmten. Als sie den Heuhaufen, in dem Anna zuvor Michael und Nikolei versteckte, mit einer Heugabel durchsuchten, stachen sie einem der beiden Ukrainer in den Oberschenkel. Die Nervosität stieg bei Anna ins Unermessliche, der Ukrainer unterdrückte die enormen Schmerzen und verhielt sich ruhig. Zum großen Glück waren auch die Suchhunde nicht fündig geworden. So verließen sie wieder den Hof.

Was passiert wäre, wenn die SS fündig geworden wäre, war klar! In Nachbarhäusern wurden 5 Häftlinge gefunden, alle fünf wurden am Ortsplatz in Schwertberg erschossen. 

Das Leben am Hof 

Zum Schutz aller wurden im Anschluss die beiden Ukrainer am Dachboden in einem eigenen Verschlag versteckt. Trotzdem kam es immer wieder zu einschneidenden Situationen. Als etwa der Rauchfangkehrer, ein ortsbekannter Nazi, zum Kehren kam und sich die beiden in letzter Minute versteckten. 

Die Familie Langthaler war eine sehr gläubige und gastfreundliche Familie und bekannt für die Kochkünste der Mutter. So kam es oft dazu, dass die NS‘ler eigentlich zur Suche nach Gefangenen ins Haus Langthaler kamen, von der Mutter aber mit dem besten Most und Jause bewirtet wurden und so auf Suchaktionen verzichtet haben. Die beiden Ukrainer überlebten so am Hof bis zur Befreiung des KZ Mauthausen am 5. Mai 1945 und konnten zurück in die Ukraine reisen. 

Trotz all den Erfahrungen und Erlebnissen hat Anna Hackl noch nie über die Schergen der SS gerichtet. Denn das sei nicht die Aufgabe der Menschen, sondern die des lieben Gottes!

Ein Wiedersehen

Zu den beiden Gefangenen, es waren sowjetische Offiziere (Ukrainer) ist der Kontakt nie abgebrochen. Mit ihrem Bruder, der bei den Barmherzigen Brüdern eingetreten war und den Namen Bruder Florentin führte, besuchte sie die beiden Gefangenen in ihrer Heimat in Kiew in der Ukraine. Bruder Florentin begleitete seine Schwester Anna auch zu einem Besuch bei Papst Johannes Paul II, der Anna bis heute in bester Erinnerung ist und von dem sie immer wieder gerne berichtet. 

Die Person Anna Hackl 

Anna Langthaler, die „Hanni“ genannt wurde, erzählte die Erlebnisse von 1945 so, wie wenn sie sich erst gestern ereignet hätten. Als Zeitzeugin ist sie beherzt unterwegs, und wird nicht müde, Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen von der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd“ zu berichten. Das sind Geschichtsstunden der besonderen Art. 

Bis zu 300 Zuhörer hat sie manchmal, berichtet Anna Hackl, im Besucherzentrum des KZ, wenn sie wieder einmal gerufen wird, die Erlebnisse des Jahres 1945 jungen Leuten näher zu bringen.

 

Das könnte Ihnen auch gefallen