Hase oder Henne – Ostern hat so viel mehr zu bieten

Ostern

Rund 50 Millionen gefärbte Eier, fast 230 Tonnen Schaf- und Lammfleisch, 1.000 Tonnen Selchfleisch… – das ist Ostern im Normalfall aus kulinarischer Sicht. Antlass-Ei, Emmausgang, Osterfeuer, Ratschen… – das sind die wunderbaren Bräuche, die in direktem Zusammenhang mit dem Osterfest in Österreich stehen.

Ostern gehört in Österreich – gemeinsam mit Weihnachten – zu den bedeutendsten Feierlichkeiten. Mit einem wesentlichen Unterschied: das Osterwochenende richtet sich nach dem Mond, nicht nach einem fixen Datum. Seit dem Konzil von Nicäa (325) ist der Ostersonntag jener nach dem ersten Frühlingsvollmond, kann also frühestens am 22. März und spätestens am 25. April sein – heuer ist es am 4., nächstes Jahr am 17. April.

Über den Ursprung des deutschen Wortes „Ostern“ gibt es verschiedene Deutungen. Die Meinung, es leite sich von einer englischen Frühlingsgöttin namens Ostara ab, wird von vielen Forschern angezweifelt, weil es höchst fraglich ist, ob eine solche Göttin überhaupt verehrt worden war.

Andere Forscher führen „Ostern“ auf Osten (Aufgang der Sonne) oder auf das mittelhochdeutsche „Urständ“ (Auferstehung) zurück. Neuere Deutungen leiten die Bezeichnung vom christlichen „hebdomada in albis“ (Woche in weißen Kleidern) ab. Dabei habe man das „in albis“ als Plural von „alba“ (lat. Morgenröte) betrachtet und mit dem Althochdeutschen „eostarun“ übersetzt. Wohl nur ein weiterer Erklärungsversuch.

Fest steht, dass mit dem christlichen Fest „Ostern“ seit Jahrhunderten zahlreiche Bräuche verbunden sind – viele davon sind heidnischen Ursprungs. Das Verschenken bunter Eier lässt sich bis auf die „alten Chinesen“ zurückverfolgen, der Hase taucht in der ägyptischen Mythologie auf. Er ist es auch, der als März-Hase eines der allerersten Tiere ist, das mit dem Frühling wieder aus seiner dunklen Höhle auftaucht. So ist auch Christus aus dem dunklen Grab ins Licht hin auferstanden. Der Osterhase ist also Bild für das neue Leben nach der Winternacht und damit das Symbol für Auferstehung.

Ei ist nicht gleich Ei

Das Ei ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol, Ursprung des Lebens, des Seins und Werdens. Darüber hinaus war es seit jeher ein Naturalzins. Bereits 5.000 v.Chr. hat man zum Frühlingsfest bunt bemalte Eier verspeist. Bis in das 15. Jahrhundert verstand man unter „Ostereiern“ auch ein „bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei“. Daher stammt auch die fast vergessene Tradition des Antlass-Eies.
Das Antlass-Ei gilt als Schutz und Segensbringer – es verheißt seit Jahrhunderten Gesundheit und Glück für Mensch und Tier. Das am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegte Ei wird roh oder gekocht, immer aber ungefärbt verwendet.
Die Gründonnerstags-Eier sollen Schutz und Segen für die ganze Familie bringen und vor allem auch Haus und Hof vor Unheil und Unwettern schützen. So soll es vor Einbruch schützen, wenn man es neben der Haustüre vergräbt, übers Haus geworfen, vor Blitzschlag bewahren … Seit dem 16. Jahrhundert wird das Hühnerprodukt im heutigen Sinne verwendet. Verzierte Ostereier wurden erstmals 1615 erwähnt.

Am Ostermontag ist’s noch nicht vorbei

Die österliche Zeit reicht vom Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag. Als „Weißer Sonntag“ wird der erste Sonntag nach Ostern bezeichnet. Die ursprünglich lateinische Bezeichnung lautet „Dominica in albis“, also „Sonntag in weißen Gewändern“. Hier klingt schon die vermeintliche Herkunft des weißen Sonntages an: Ursprünglich war die Osternacht der einzige Tauftermin für Täuflinge. Als Zeichen für die Reinigung, die mit der Taufe geschieht, trugen die Täuflinge acht Tage lang (bis zum Weißen Sonntag) – als sichtbares Zeichen – ein weißes Gewand. Mit dem „Weißen Sonntag“ endet die Osteroktav.

Manche sind in Vergessenheit geraten

Betrachtet man die Zeit vom Palm- bis zum Ostersonntag, so ist diese geprägt von unterschiedlichsten, mehr oder weniger bekannten, Ritualen: Palmbesen, „Die Glocken fliegen nach Rom“, Ratschenkinder, Eier färben und pecken, Osterfeuer, Speisenweihe… sind in dieser Zeit in aller Munde.
Was aber ist der „Emmausgang“? Die zwei Emmausjünger begegneten Jesus, dem Auferstandenen, am Weg, erkannten ihn aber erst, als er mit ihnen Rast hielt – daher kommt der christliche Brauch des österlichen „Emmausgangs“ – und erinnert somit an den Gang der Jünger nach Emmaus. Ausgeführt wird der Emmausgang als geistlicher Gang mit Gebet und Gesang oder als ein besinnlicher Spaziergang oder eine Wanderung durch die erwachende Natur am Ostermontag. Im Anschluss daran wird gemeinsam gefrühstückt und/oder Gottesdienst gefeiert.

… und doch so aktuell

Ein fast vergessener und alter Brauch, der von Region zu Region unterschiedlich heißen kann, in Zeiten des Klimawandels jedoch wieder mehr und mehr Bedeutung bekommt: Mit dem „Kreuzlstecken“ oder „Brennsteckerl“ bittet man um Gottes Segen, um Felder vor Unwetter und Hagel zu schützen. Man verwendet dabei geweihte Palmzweige und Späne vom „Brandl”. Beim „Brandl” handelt es sich um längere Holzspäne, die zusammengebunden werden. Anschließend wird ein Ende davon im geweihten Osterfeuer angebrannt. Die geweihten Späne werden entweder einzeln oder gemeinsam mit den Palmzweigen zu Kreuzen geformt und in die Felder gesteckt, während man betet und die Felder mit Weihwasser besprengt.

 

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