„Die Zeit des Wartens auf Weihnachten lehrt uns Geduld und Dankbarkeit.“ – Bette Midler
Vom Adventkranz bis zu den Rauhnächten – Alte Bräuche rund um das Fest der Feste
Jeden 1. Dezember beziehungsweise 1. Adventsonntag geht sie – nicht nur bei Kindern – so richtig los, die Vorfreude auf Weihnachten. Die Wartezeit aufs Fest der Feste wird uns oftmals noch durch liebgewonnene Advent- und Weihnachtsbräuche verkürzt, welche hierzulande glücklicherweise (noch) wenig bis nichts mit pompösen Kaminen und rotnasigen Rentieren zu tun haben.
Aus heimischen Haushalten nicht wegzudenken ist beispielsweise der Adventkranz. Angeblich hat ihn der Hamburger evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern erfunden. Vor rund 200 Jahren leitete er dort das „Rauhe Haus“, ein Heim für bedürftige Kinder. Die Heimkinder konnten die lange Wartezeit bis Weihnachten kaum aushalten. Im Jahr 1839 kam Johann Hinrich Wichern die zündende Idee: Er nahm ein altes Kutschenrad aus Holz und befestigte Kerzen darauf. Für die Sonntage nahm er große weiße Kerzen, für die Wochentage des Advents kleine rote Kerzen. An jedem Tag des Advents zündete er eine Kerze an: unter der Woche eine kleine, an den vier Adventssonntagen eine große. So konnten die Kinder an der Anzahl der Kerzen, die noch nicht brannten, ganz einfach sehen, wie viele Tage sie noch bis zum Heiligen Abend warten mussten.
Vier Kerzen für den Adventkranz
Von Hamburg aus verbreitete sich der Brauch im ganzen Land. Zunächst gab es die Kränze vor allem in evangelischen Kirchen und Gebetshäusern, später auch in vielen Wohnhäusern. Ab 1925 eroberte der Brauch auch die katholischen Kirchen. Beim ursprünglichen „Wichernkranz“ waren – je nach Länge der Adventszeit – 24 bis 28 Kerzen aufgesteckt. Da aber nicht in jeder Wohnung für so einen großen Kerzenkranz Platz an der Decke war, wurde die Zahl der Kerzen bald auf vier beschränkt: eine für jeden Sonntag im Advent. Dass es genau vier Sonntage sind, liegt übrigens an Papst Gregor I. Er verfügte im Mittelalter, dass der Advent, die Zeit der Vorbereitung auf die „Ankunft des Herrn“, vier Sonntage haben solle. So wäre genügend Zeit, um sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten.
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Blühen die „Barbara-Zweige“ am Christtag ist das ein gutes Omen fürs neue Jahr.
Wundersame Blüten im Winter
Einige Bräuche ranken sich um den 4. Dezember, den Gedenk- und Namenstag der Heiligen Barbara. Einer der bekanntesten ist das Schneiden von Zweigen vom Kirschbaum. Es können aber auch Zweige vom Apfel-, Zwetschken- oder Mandelbaum, von der Forsythie, dem Winterjasmin oder der Rosskastanie sein. Diese Zweige soll man zu Hause in eine Vase stellen und wenn sie am Christtag blühen, dann ist das ein gutes Omen fürs neue Jahr. Denn das vermeintliche Wunder der Natur, die Blüten im Winter, soll das Wunder der Heiligen Nacht verdeutlichen.
Wer aber war die Heilige Barbara? Die Märtyrerin lebte im 3. Jahrhundert als Tochter eines reichen Kaufmanns in Nikomedia in Kleinasien. Als sie die christliche Religion kennenlernte, ließ sie sich taufen. Dies war, als Kaiser Decius in den Jahren 249-251 die Christen verfolgen ließ. Barbaras Vater liebte seine Tochter zwar über alles, versuchte als Heide aber auch alles, damit sie sich vom Christentum lossagt. Dies ist ihm aber nicht gelungen und er war so wütend und enttäuscht, dass er sie selbst angezeigt hat. Auf ihrem Weg in die Gefangenschaft soll sich ein Kirschbaumzweig in ihrem Kleid verfangen haben. Diesen soll sie dann in ihren mit Wasser gefüllten Trinkbecher gestellt haben. An dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde, blühte der Zweig auf. „Du schienst wie tot“, sagte Barbara zu dem Zweig, „aber du bist aufgeblüht zu schönerem Leben. So wird auch mein Tod der Anfang eines neuen, ewigen Lebens sein.“
Küssen unterm Mistelzweig
Küsst sich ein Paar in der Weihnachtszeit unter dem Mistelzweig, verheißt das, dass es ein Leben lang zusammenbleibt. Die Engländer des 18. Jahrhunderts nannten schließlich die Früchte des Mistelzweiges „Kuss-Kugeln“. Eine junge Frau, die zur Weihnachtszeit unter dem Immergrün, das mit Bändern ansehnlich geschmückten ist, steht, darf einen Kuss nicht ablehnen. Dieser Kuss kann eine Romanze, beständige Freundschaft oder Wohlwollen bedeuten. Damit es zur Heirat zwischen den Küssenden kommt, wird in manchen Gebieten Englands der Mistelzweig in der zwölften Nacht verbrannt.
Der Ursprung dieser Tradition ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt mehrere denkbare Ansätze. Zum einen könnte es auf den Waffenstillstand und die Versöhnung in Skandinavien zurückgeführt werden und so wurde schließlich aus dem Friedens- der Liebeskuss. Historiker sind ferner der Ansicht, dass das Küssen erstmals zusammen mit dem griechischen Fest der Saturnalien, einem Fest zur Ehre des Gottes Saturn, auftauchte.
Die Geschichte des Christkinds
Die Geschichte des Christkinds beginnt vor 1700 Jahren mit dem Heiligen Nikolaus, im 4. Jahrhundert Bischof von Myra in der heutigen Türkei. Von ihm ist überliefert, dass er sich schon zu Lebzeiten durch eine ausgesprochene Mildtätigkeit und Güte gegenüber den Armen auszeichnete. Zahlreiche Legenden machten Nikolaus im Laufe der Jahrhunderte nicht nur zu einem der meistverehrten Heiligen, sondern auch zum Geschenkebringer. Die Protestanten lehnten eine Verehrung der Heiligen ab. So hatte auch Martin Luther nicht viel für den alten Nikolausbrauch über, den er als ein „kyndisch ding“ bezeichnete. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit war es Luther selbst, der den Nikolaus durch den „Heiligen Christ“ als Geschenkebringer ersetzte. Das Fest der Geburt Christi sollte ins Zentrum rücken und sich auch im Brauchtum widerspiegeln. In mehrheitlich protestantischen Gegenden fand fortan die Bescherung am 25. Dezember – dem Weihnachtsfest – statt.
Das ursprüngliche Christkind ähnelte optisch tatsächlich zunächst dem neugeborenen Jesuskind. Doch die Figur verselbstständigte sich im Brauchtum zunehmend: Es entstand die Vorstellung von einem engelsähnlichen Wesen, das vom Aussehen nicht mehr viel mit Jesus gemein hatte. Nachdem anfangs nur die Protestanten dem Brauchtum um die Figur folgten, verbreitete sich das Christkind später auch in katholischen Gebieten.
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Bereits im Jahr 1419 soll die Freiburger Bäckerschaft einen Baum mit allerlei Naschwerk, Früchten und Nüssen behängt haben, den die Kinder nach Abschütteln an Neujahr plündern durften.
Die Tanne als Christbaum
Zur Weihnachtszeit gehört für viele Menschen ein Christbaum dazu. Aber woher kommt die Tradition, einen immergrünen Baum aufzustellen und zu schmücken?
Schon die Römer haben in der Winterzeit ihre Häuser mit immergrünen Pflanzen geschmückt und sich so Symbole der Lebenskraft und Vitalität in ihre Behausungen geholt. Vor 500 Jahren entwickelte sich dann der Brauch, einen Tannenbaum zu Weihnachten ins Haus zu stellen. Der älteste Bericht über einen geschmückten Christbaum stammt aus dem Jahr 1419: Die Zunft der Bäckerknechte stellte einen mit Äpfeln, Oblaten, Nüssen und Lebkuchen geschmückten Baum in Freiburg im Breisgau auf. In den folgenden Jahren wurde dieser Schmuck durch Papierblumen oder Zuckerstangen ergänzt und durfte von den Kindern geplündert werden. Der erste Weihnachtsbaum im Straßburger Münster ist für das Jahr 1539 belegt – aber erst im 19. Jahrhundert setzte es sich durch, einen mit Süßigkeiten und Kerzen geschmückten Baum aufzustellen. Nach Wien brachte diesen in protestantischen Gegenden üblichen Brauch 1814 die Berlinerin Fanny Arnstein, die ins Wiener Großbürgertum eingeheiratet hat.
Apropos: Der Christbaum war immer ein bürgerliches, kein kirchliches Symbol. Die Kirche maß stets der Weihnachtskrippe den größten Symbolgehalt zu. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts öffnete sich die Kirche dem Brauchtum und erlaubte Weihnachtsbäume in den Gotteshäusern. 1982 führte Papst Johannes Paul II. den Weihnachtsbaum im Vatikan ein: Erstmals erstrahlte ein dekorierter Baum auf dem Petersplatz in Rom.
Herberge für das Heilige Paar
Zu den Bräuchen rund um die Herbergssuche in Bethlehem gehört das Frauentragen, mancherorts auch Joseftragen oder Herbergsuche genannt. Grundgedanke war und ist es, dem heiligen Paar in der Adventszeit eine Herberge zu gewähren. Noch im 19. Jahrhundert war es üblich, dass Nachbarn während der Adventszeit abends abwechselnd in Häusern zusammentrafen. Am Tisch standen Maria und Josef, Kerzen wurden angezündet und ein Rosenkranz gebetet. Oftmals versammeln sich auch heute noch Nachbarn an den letzten neun Tagen vor der Christnacht vor einem Bild der Heiligen Familie, dem man Herberge bietet. Das Bild wird eine Nacht und einen Tag im Haus behalten und anschließend prozessionsweise weiter zur nächsten Familie getragen. Die letzte Familie beherbergt das Bild bis Maria Lichtmess, also bis zum Ende des Weihnachtskreises.
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Das Räuchern ist auch heute noch weit verbreitet.
Das Brauchtum der Rauhnächte
Mystisch sind die Bräuche rund um die Rauhnächte. Das sind jene Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Jänner – wobei deren Anzahl je nach Region zwischen drei und zwölf variiert. In manchen Gebieten wird bereits in der Thomasnacht, der längsten Nacht des Jahres vom 20. auf den 21. Dezember, mit dem „Losen“ begonnen. Losen leitet sich vom Dialektwort für Hören ab. Bei diesem Brauch möchte man durch genaues Hinhören etwas über die Zukunft erfahren. Manche Menschen treffen sich etwa an einsamen Wegkreuzungen und horchen. Hören sie beispielsweise zufällig fröhliches Singen, steht eine Hochzeit ins Haus. Das Geräusch einer Säge kündigt hingegen einen bevorstehenden Todesfall an.
Ihren etymologischen Ursprung dürften die Rauhnächte vom Rauch haben. Und tatsächlich ist das Räuchern – vor allem im ländlichen Raum – auch heute noch ein weit verbreiteter heidnischer Brauch. In zumindest einer Nacht zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag im Jänner wird im Haus und in den Stallungen geräuchert. Bevorzugt mit Weihrauch, um die Tiere vor dem schlechten Einfluss der Rauhnächte zu schützen. Denn um Mitternacht sollen Tiere hier die menschliche Sprache sprechen können und über die Zukunft erzählen. Klingt verlockend, dennoch solle man den Tieren nicht zuhören, ansonsten sei man dem Tod geweiht – so der volkstümliche Glaube.
Die Rauhnächte sah man lange Zeit als besonders bedrohlich und gefährlich an. Das liegt an den Überlieferungen aus der germanischen Mythologie, wonach in den Rauhnächten etwa auch die „Wilde Jagd“ unterwegs sein soll: eine ganze Heerschar an Dämonen, die durch die Lüfte jagt und Unglück bringt. Bis heute hält sich in vielen Regionen Österreichs die Ansicht, man dürfe zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche aufhängen, weil sich die Wilde Jagd in der Wäsche verfangen könnte.
Chräbeli
Zutaten:
4-5 Eier
500 g Puderzucker
1 Prise Salz
1 Esslöffel Kirschschnaps (nach Belieben)
1 1/2 Esslöffel Anis (ganz)
500 g Mehl
Zubereitung:
Alle Eier gemeinsam mit dem Puderzucker in eineSchüssel geben und sehr schaumig rühren – am besten mit einem Handrührgerät. Sann Salz, Kirschschnaps und Anis beigeben und rühren, bis die Masse heller ist. Das Mehl daruntermischen und leicht zusammenkneten. Aus dem Teig Rollen mit ca. 1 1/2 Zentimeter Durchmesser formen, in ca. 5 Zentimeter lange Stücke schneiden, diese 2 bis 3 mach leicht schräg einschneiden und etwas biegen. Dann die Chräbeli auf ein dünn gefettetes Blech legen und offen bei Raumtemperatur über Nach trocknen lassen.
Wenn auf der Unterseite ein helles Händchen sichtbar ist, sind sie bereit zum Backen. 20 bis 25 Minuten bei schwacher Hitze (140 Grad) im vorgeheizten Ofen backen – die Ofentür sollte dabei nicht ganz geschlossen sein. Dann die Chräbeli herausnehmen, mit einer Spachtel vom Blech lösen und auskühlen lassen.
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