23. Dezember

Eine weihnachtliche Reise um die Welt 

 

Weihnachten ist weltweit ein Fest der Freude und Besinnlichkeit. Doch was die Feierlichkeiten, das Weihnachtsessen und die Geschenkrituale betrifft, gilt auch hier: andere Länder, andere Sitten. Unternehmen wir eine Reise um die Welt und werfen anhand einiger Beispiele einen Blick auf die unterschiedlichen Weihnachtstraditionen.

 

In Großbritannien werden Mistelzweige aufgehängt, unter denen man sich küssen soll. Die Geschenke bringt der Weihnachtsmann, ausgepackt werden sie aber erst am 1. Weihnachtstag, der auch mit einem ausgedehnten Weihnachtsessen begangen wird. Oft gibt es Truthahn oder Roastbeef und als Nachspeise Plum-Pudding. Viele Briten verfolgen auch die jährliche Weihnachtansprache des Königs im TV. 

 

In Italien müssen die Kinder eigentlich bis zu den Heiligen Dreikönigen auf die Geschenke warten. Dafür hängen sie am Vorabend Strümpfe auf oder stellen Schuhe auf, damit sie La Befana, eine freundliche Hexe, befüllen kann. Unartige Kinder bekommen nur (süße) Kohlestücke. Heiligabend besuchen die Italiener die Christmesse. Sie essen an diesem Tag kein Fleisch. Das Festessen besteht aus Meeresfrüchten und Süßigkeiten, Fleisch gibt es beim Familienessen am 25. 

 

Auch in Spanien, ebenso wie in vielen lateinamerikanischen Ländern, gibt es die Geschenke erst am 6. Jänner, sie werden von den Heiligen Drei Königen gebracht. Deren Ankunft wird in vielen Städten am 5. Jänner mit Umzügen gefeiert. Die Weihnachtszeit beginnt in Spanien mit der bekannten „El Gordo“-Lotterie, bei der man viel Geld gewinnen kann. 

 

Für die Schweden steht das „Julbord“, ein opulentes, mehrgängiges Weihnachtsbuffet mit traditionellen Gerichten wie Gravad Lachs, Köttbullar (Fleischbällchen) und Knäckebröd (Knäckebrot), aber auch Glögg (Glühwein) im Mittelpunkt. Groß gefeiert wird in Schweden auch der St. Lucia-Tag am 13. Dezember.

 

Am anderen Ende der Welt fällt Weihnachten in den Sommer. Deshalb verbringen in Australien viele Menschen die Tage am Strand und picknicken dort. An Heiligabend werden in vielen Städten gemeinsam Weihnachtlieder bei Kerzenschein gesungen. Der Weihnachtsbaum ist vielerorts aus Plastik und Santa Claus trägt Shorts. Die Straßen, Geschäfte und Häuser sind wie bei uns weihnachtlich geschmückt und beleuchtet. In Sydney gibt es eine große Weihnachtsparade.

 

Besonders ausgelassen sind die Feiern in Mexiko. Dort wird ab Mitte Dezember bis Heiligabend jeden Tag die Geschichte von Maria und Josef nachgespielt, anschließend gefeiert und die Kinder bekommen eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappfigur. Der Christbaum ist ebenfalls meist nicht echt und kann durchaus auch pink oder blau sein. Nach der Mitternachtsmesse gibt es meist Truthahn, die Feierlichkeiten dauern bis in die Morgenstunden. 

 

Viele, aber nicht alle, orthodoxe Christen feiern am 6. und 7. Jänner Weihnachten, weil sie sich am alten julianischen Kalender orientieren, davor wird traditionell gefastet. So etwa auch in Äthiopien. Dort besuchen die Menschen in weißen Kleidern eine mehrstündige Messe, anschließend brechen sie bei einem ausgedehnten Mahl ihr Fasten. Oft gibt es das Natio­nalgericht „Doro Wat“, ein scharfer Hühnereintopf mit Eiern. 

 

In Griechenland hingegen feiert man am 25. Dezember mit einem festlichen Abendessen, bei dem es oft „Christo­psomo“ (Christusbrot), „Avgolemono Suppe“ (Hühnersuppe) und „Melomakarona“ (Teller mit Mandel- und Grieskuchen) gibt. Danach geht man zur Mitternachtsmette. Neben dem Weihnachtsbaum sind auch das Weihnachtsfeuer am Kamin und ein aus Holz geschnitztes Schiff mit Lichtern wichtige Weihnachtssymbole. Die Geschenke werden am 1. Jänner überreicht. 

 

Eine besondere Bedeutung für die Christen hat Weihachten in Israel, Betlehem zieht, wenn es die Sicherheitslage zulässt, Pilger aus der ganzen Welt an, sie besuchen die Geburtskirche und festliche Prozessionen. Im Judentum gibt es das Familienfest Chanukka, welches in die Weihnachtszeit fällt.

 


 

Weihnachten in Kasachstan

Weihnachten ist hier ein Fest der Stille. Es gibt keinen Kaufrausch und keine Berieselung durch weihnachtliche Musik. Es ist Alltag wie immer, Kälte und Schnee sind sichere Begleiter. Genau das macht aber das Wesen des Festes spürbar: In der Mitte der Nacht kam – und das ist das immer wieder Erstaunliche – Gott selbst in unsere Welt als Kind, unscheinbar und hilfsbedürftig. Mich berührt diese „alte Erzählung“ stets neu, lässt mich staunen und froh und dankbar werden angesichts solcher Größe in aller Kleinheit. Dann ist „Stille Nacht, Heilige Nacht“ keine Folklore, sondern erlebte Wirklichkeit.  

In der Schule ist normaler Unterricht. Wir begehen Weihnachten als Teil der deutschen Kultur mit Adventkranz, ev. Adventkalender, geschmücktem Baum und kleiner Krippe. Wir hören und singen Weihnachtslieder, auch Stille Nacht in vier Sprachen – Deutsch, Englisch, Russisch und Kasachisch. Die Schüler bereiten sich auf ein Spiel vor, das zum Thema „Wer ist mein Nächster“ passt, wo auf das Geschehen der Geburt Jesu hingewiesen wird. Das wird am Abend des 24. Dezember aufgeführt. Daran schließt die Mette in der Kirche an – das ist immer sehr stimmungsvoll. Zu Silvester/Neujahr wird ein „Jolka-Fest“ gefeiert, mit geschmücktem Tannenbaum und Geschenken.  

 

 

Sr. Kunigunde Fürst stammt aus Ried in der Riedmark und lebt seit Anfang 2013 in Kasachstan, wo sie im Schulprojekt St. Lorenz in Kornejewka Deutsch unterrichtet. 

 

 

 

 

Weihnachten im Südsudan

 

Weihnachten ist das größte Fest im Südsudan, die ganze Bevölkerung ist auf dieses Ereignis eingestimmt. Es wird angespart, Gesänge und Märsche durch die Orte geprobt, in den Städten strömen Tausende zu einem Umzug auf die Straße, der von Trommeln begleitet wird. Selbst hohe Regierungsbeamte reisen in ihre Dörfer, um das Ursprüngliche zu erleben. Was zur Verfügung steht, wird als allgemeines Festmahl zubereitet, nachbarschaftliche Einladungen gepflegt, Lieder und Trommeln sind tagelang Hintergrundmusik. Einen Christbaum gibt es nicht, die Kirchen werden aber mit bunten Girlanden festlich geschmückt. Auch Geschenke sind wichtig – je nach ökonomischer Möglichkeit, oft übernehmen sich die Familienmitglieder, was zu einem wirtschaftlich erschöpften Jänner führt. 

In den Dörfern wird großer Wert auf Hausputz und Reinigung gelegt. Wir von MiakWadang konnten in der Stadt Yei unter dem Motto „Sicherstellen, dass Christus auch dieses Jahr kommt und länger in unserer Stadt bleibt“ die Bevölkerung zu einer Straßenreinigungs-Aktion bewegen, Hunderte tauchten dazu auf und machten ein fröhliches Volksfest daraus. Das Motto war einfach, aber motivierend für Gemeinschaft und Friedensbildung in einer vom Bürgerkrieg stark betroffenen Stadt. 

 

 

Dr. Herbert Bronnenmayer ist aus Micheldorf und unterstützt mit seinem Verein MiakWadang seit vielen Jahren die Menschen im Südsudan.